1920 AD., Germany, Weimar Republic, Naumburg an der Saale (town), Notgeld, collector series issue, 50 Pfennig, Grabowski/Mehl 928.3b-1/4. 49662 Obverse
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State: Germany, Weimar Republic
Issuer: Naumburg an der Saale (town)
Location of issue: Naumburg an der Saale (town) (PrSTh / SA) Stadt
Date of issue: 1920 AD.,
Value: 50 Pfennig
Size: 99 x 70 mm
Material: handmade paper
Watermark: -
Serial : -
Serial no. : 49662
Signatures: (2)
Printer: Adolf Schwarz, Lindenberg, Allgäu , designer: Heinz Schiestl (obv.) & Walter Hege
Obv.: / / / …. , town arms: key on sword; value numbers with cherry design flanking.
Rev.: / / / …. , four Hussite warriors advancing left, city silhouette above. Painter's signature: missing, on back, "50": on top, "Pfg": bottom
References: Grabowski/Mehl 928.3b-1/4 .
Naumburg (Saale) ist eine Stadt im Süden von Sachsen-Anhalt. Naumburg ist Verwaltungssitz des Burgenlandkreises und Mittelpunkt des nördlichsten deutschen Weinanbaugebietes Saale-Unstrut. Die Stadt ist ein Bahnknotenpunkt und verfügt über eine reichhaltige Geschichte, zum Beispiel als historischer Sitz des Bistums Naumburg. Wahrzeichen ist der Naumburger Dom in der mittelalterlichen Altstadt, der seit dem 1. Juli 2018 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Naumburg wurde erstmals 1012 urkundlich erwähnt, als an der Kreuzung zweier Handelsstraßen die neue Burg der Ekkehardinger, der Markgrafen von Meißen, entstand. 1021 wird in der Merseburger Bischofschronik von der kurz zuvor erfolgten Neugründung einer Propstei an der Stelle des späteren Naumburger Doms berichtet. Durch Betreiben der Ekkehardinger gab 1028 Papst Johannes XIX. seine Zustimmung zur Verlegung des Bistumsitzes von Zeitz nach Naumburg. Bis zur Umsetzung der Reformation in der Stadt 1568 war Naumburg Bischofssitz.
Von 1656 bis 1718 gehörte Naumburg zum Herzogtum Sachsen-Zeitz. Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel Naumburg an Preußen und wurde in den Regierungsbezirk Merseburg der neu gebildeten Provinz Sachsen eingegliedert.
Das Wappen der Stadt zeigt in Silber schräggekreuzt einen roten Schlüssel, das Schließblatt viereckig, und ein gestürztes rotes Schwert.
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Naumburger Hussiten-Kirschfest
Jährlich am letzten Juni-Wochenende, zur Zeit der Süßkirschenernte feiert die Stadt Naumburg das Hussiten-Kirschfest. Es umfasst eine Festwiese mit 15 von Vereinen bewirtschafteten Festzelten, das Hussiten-Lager mit mittelalterlichem Markttreiben, Musik und Schaukampf, einem großen Festumzug, das Weindörfchen sowie zahllose Attraktionen an verschiedenen Plätzen der Stadt.
Das Fest hat eine lange Tradition. Bereits im 16. Jahrhundert finden sich in Ratsrechnungen Ausgaben für ein Schulfest. Seit dem 17. Jahrhundert bringt man das Fest mit einer sagenhaften Belagerung Naumburgs durch die Hussiten im Jahre 1432 in Verbindung. Ein Lehrer sei mit Kindern – mit weißen Büßerhemdchen bekleidet – vor die Tore der belagerten Stadt gezogen, um beim Hussiten-Feldherrn Andreas Prokop um Gnade zu bitten. Dieser habe das Gesuch erhört und den Kindern sogar Kirschen geschenkt. Diese Sage bildet heute den Kern des Volksfestes, bei dem seit einigen Jahren mit einer szenischen Darstellung der Ereignisse gedacht wird.
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Walter Hege und das Naumburger Notgeld
Von Ursula Dittrich-Wagner
Serie von 12 50-Pfennig-Scheinen, gestaltet von Heinz Schiestl (1867-1940), mit den berühmten, ausdruckstarken Scherenschnitten von Walter Hege (1893-1955) und Heinz Kinder, unter Verwendung des parodistischen "Kirschfest-Liedes" von 1832.
Walter Hege ist national und international als Architekturfotograf bekannt geworden. Den Naumburgern jedoch ist er zuallererst als Schöpfer jener Notgeld-Scherenschnitte mit den Kirschfest-Sagenmotiven in Erinnerung geblieben, die er als junger Mann angefertigt hat. Dabei war es eher zufällig, daß der Stadtrat und Hege-Freund Ernst Heinrich Bethge bei den Magistratsberatungen über das neue Notgeld jene Scherenschnittfolge ins Spiel brachte, die Walter Hege und sein Freund Hans Kinder auf Anregung Bethges für die Aufführung des Schattenspieles "Die Hussiten vor Naumburg" im März 1920 in Hellerau bei Dresden beigesteuert hatten.
Die Stadt Naumburg hatte schon im Kriegsjahr 1917 eigenes Ersatzgeld drucken lassen, um den durch Metallknappheit bedingten Kleingeldmangel zu beheben: schlichte Scheine auf einfachem Papier für den lokalen Geschäftsverkehr, die zu einem festgesetzten Termin wieder gegen gültige Zahlungsmittel einzutauschen waren. Diese Scheine - zwei Serien sind bekannt - hatten seinerzeit unauffällig ihren Dienst getan, waren zur gegebenen Zeit zurückgetauscht worden und sind deshalb heute sehr selten. Bald hatte sich aber unter den Kommunalverwaltungen herumgesprochen, dass man mit der Herausgabe von Notgeld nicht nur ein Mittel gegen den Kleingeldmangel in der Hand hatte, sondern daß damit auch Geld verdienen konnte, wenn man es richtig anfing. Daher sollte das Ersatzgeld, das der Naumburger Magistrat ab 1920 herausgeben wollte, zur Kategorie "Künstler-Notgeld" gehören, wie es damals bereits von zahlreichen deutschen Städten ausgegeben worden war und für das sich trotz der schlechten Zeiten ein ausgeprägter Sammlermarkt gebildet hatte. Aufwendig gestaltete Notgeldscheine, die in den Schubladen von Sammlern verblieben statt zum Aufruftermin gegen harte Währung eingelöst zu werden, brachten gute Gewinne und deswegen legte auch der Naumburger Magistrat großen Wert darauf, die Herstellung der Scheine in die Hand ausgewiesener Fachleute zu geben.
Nachdem man bei mehreren Städten Referenzen eingeholt hatte, vergab man den Druckauftrag an die in Notgelddingen erfahrene Buch- und Kunstdruckerei Adolf Schwarz in Lindenberg im Allgäu. Der Magistrat verlangte nicht nur schnelle Lieferung, er legte auch "besonderen Wert" auf "schöne, kräftige Farben" "wie beim Notgeld von Pasing" (bei München). Bezüglich der Schattenbilder fragte man aber doch vorsichtshalber an, ob Scherenschnittmotive überhaupt zu empfehlen seien, oder ob die "Gesichtslinien" bei der Verkleinerung zu undeutlich würden, "wodurch das ganze Bild wirkungslos werden würde". Schwarz wußte die Stadträte in ihrem Anliegen zu bestärken: "Der Gedanke, den 50-Pfennig-Schein in 5-6 Ausführungen herstellen zu lassen, dürfte in Bezug auf die Sammler und dadurch die finanziellen Erfolge für Sie nur vorteilhaft sein."
Die Druckerei Schwarz knüpfte auch den Kontakt zu dem renommierten Würzburger Bildhauer Heinz Schiestl (1867-1940), der sich zu jenem Zeitpunkt bereits mit Notgeldentwürfen für 19 deutsche Städte profiliert hatte. Ihm wurde die gesamte Gestaltung der Scheinvorderseiten sowie die künstlerische Umrahmung der seiner Meinung nach "sehr gelungenen" Scherenbilder auf den Rückseiten übertragen. Gleichzeitig übernahm Schistl die Gesamtgestaltung eines 25-Pfg.-Scheins mit dem Bild der Wenzelskirche auf der Rückseite.
Nachdem die Nachfrage nach den ersten 4000 Hege-Serien mit je sechs 50-Pfennig-Scheinen ab Mitte November 1920 gerade auch aus Händlerkreisen unerwartet groß war (die Händler-Nachfrage konnte zunächst gar nicht voll befriedigt werden, obwohl man auch bei Großabnahme keine Rabatte einräumte), bestellte der Magistrat schon drei Wochen später eine zweite Auflage mit 20.000 weiteren Serien. Bei dieser Gelegenheit korrigierte man vier Scheine, bei denen man die Aufschrift "Pfg." vergessen hatte - wodurch nun die erste Serie zum begehrten "Fehldruck" avancierte.
Im Februar 1921 wurde Bethge beauftragt, die übrigen sechs Hussiten-Scherenschnitte von Hege zu besorgen, um in einer dritten, auf zwölf Scheine erweiterten Auflage das Naumburger Kirschfestlied komplett zu illustrieren. Der angestrebte Erfolg blieb nicht aus: Händler und Sammler aus aller Welt kauften die Geldscheine zum Teil in großen Mengen und bald mußte sich die Stadt gegen Gerüchte von sagenhaften Gewinnen in Millionenhöhe wehren. - Daß das Gewinnstreben tatsächlich eine wesentliche Antriebsfeder der Notgeldproduktion war, erweist sich übrigens daran, daß die Stadt, als die Sammlerpreise für die erste "Fehldruckserie" stiegen, noch im Mai 1921 5.000 Serien dieser vermeintlich Variante nachdrucken ließ…
Der Ertrag des Notgeldhandels war für die Stadt dann immerhin so groß - bis Ende 1921 waren der Stadtkasse über 900.000 Mark zugeflossen -, daß der Magistrat beschloß, mit diesen Einnahmen die umfangreiche Rathausrenovierung zu bezahlen.
Für Walter Hege bedeuteten die Notgeldscheine einen ersten großen Erfolg. Die Illustrationen der Kirschfestsage in ihrer mit skurriler Komik gepaarten, leicht expressionistischen Formensprache wurden zu einem Naumburger Wahrzeichen, das bis auf den heutigen Tag das Erscheinungsbild des Kirschfestes mitbestimmt.
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